Johann Abraham Rausch war in der Zeit von 1660 bis 1714 reformierter Pfarrer in Baumholder.
Lange Zeit war er auch geistlicher Inspektor des Oberamtes Lichtenberg, zu dem Baumholder damals gehörte.
Geboren wurde er 1640, in der Endphase des Dreißigjährigen Krieges. Sein Vater, ebenfalls reformierter Pfarrer, war mit seiner Gemeinde wegen der Kriegshandlungen aus Mimbach geflohen. Seine Eltern fanden in Meisenheim Aufnahme, wo die Witwe des pfalz-zweibrückischen Herzogs Johann II. noch geduldet wurde.
Es waren die schlimmen Notzeiten in dieser Gegend, von denen auch der frühere Baumholderer Pfarrer Friedrich Göhler, der zu der Zeit in Meisenheim amtierte, in seinem Buch „Der Spiegel des Teutschenlandes“ berichtet.
Nach dem frühen Tod des Vaters ging die Mutter nach Zweibrücken an den Hof. Ihr Sohn Johann Abraham blieb in Meisenheim, um weiter die dortige Lateinschule zu besuchen. Seine Mutter erreichte für ihn ein Stipendium an der Landesschule in Zweibrücken, die er auch absolvierte.
Anschließend studierte er in Basel, um die Laufbahn eines Pfarrers einzuschlagen. Nach beendetem Studium trat er 1660 die reformierte Pfarrstelle in Baumholder an, heiratete und lebte mit seiner Familie im Pfarrhaus gegenüber der Evangelischen Kirche. Die Eheleute hatten eine stattliche Kinderzahl und ihre Nachkommen sind in vielen Baumholderer Stammbäumen zu finden.
Ein großer Familienzweig ist in den Vereinigten Staaten entstanden. Die „Roush-Association“ pflegt noch heute den Zusammenhalt und hält regelmäßig Familientreffen ab.
Das Leben von Johann Abraham Rausch verlief unter den Einwirkungen der Kriege, die zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich ausgetragen wurden.
Im „Holländischen Krieg“ (1672-78) wurde auch Baumholder in Mitleidenschaft gezogen. Zum Ende des Krieges logierten zwei Kompanien lothringischer Truppen in der Kirche, die davon großen Schaden nahm.
Der französische König erhob Anspruch auf die Oberherrschaft linksrheinischer Gebiete und fasste die im „Reunionskrieg“ (1680-84) eroberten Ländereien zur „Provice de la Sarre“ zusammen. Auch Baumholder war ab 1680 Teil dieser französischen Provinz. Zu dieser Zeit (1684) wurde in Baumholder das Simultaneum eingeführt, d.h. die Katholiken bekamen das Recht, ihren Gottesdienst im Chor der reformierten Kirche zu halten.
Nach dem „Pfälzischen Erbfolgekrieg“ (1688-97) zählte Baumholder zu den verbrannten Ortschaften. Damals gingen auch die alten Kirchenbücher verloren und Johann Abraham Rausch führte ab 1689 neue Verzeichnisse.
Durch Erbfolge fiel das Herzogtum in dieser Zeit an die schwedischen Könige, die jedoch erst nach dem Frieden von Rijswijk (1697) tatsächlich über das Erbe verfügen konnte. Im Jahre 1700 wurde auf schwedische Anordnung auch den Lutheranern das Recht eingeräumt, in der Baumholderer Kirche ihren Gottesdienst zu feiern.
Johann Abraham Rausch stand in diesen schweren Zeiten seiner Gemeinde und auch den Pfarreien des Lichtenberger Amtes vor. Er setzte sich mit den jeweiligen Herren und deren Verfügungen auseinander und teilte seine Kirche mit den Katholiken und Lutheranern.
Aus seinem Leben sind vielerlei Einzelheiten überliefert. Häufig klagte er über den unzumutbaren Zustand des Pfarrhauses und die Baufälligkeit der Kirche.
In den letzten Jahren seines Lebens musste er die Einwirkungen des „Spanischen Erbfolgekrieges“ miterleben. 1714 verstarb er als hochangesehene Persönlichkeit.
Autor:
Klaus Böhmer
Medium:
Text
Veröffentlichungsdatum:
2016
In GWB seit:
5. Dezember 2016
Tags:
Kirche, baumholder, personen