Jakob Schug
Künstler und Kunsterzieher
Jakob Schug wurde am 13. Oktober 1896 in Baumholder in der heutigen Hauptstraße Nr. 25 geboren. Seine Eltern waren der Bäcker und Landwirt Jakob Schug und seine Ehefrau Berta, geb. Schmidt aus Oberjeckenbach.
Entgegen den Vorstellungen seines Vaters, der ebenfalls einen Bauer aus ihm machen wollte, hatte Jakob Schug den Wunsch Volksschullehrer zu werden. Doch der Erste Weltkrieg machte erst einmal seine Pläne zunichte. Von 1914 bis 1916 diente er im Infanterie-Regiment 131 in Hagenau. Mit viel Euphorie in den Krieg gezogen, verlor er schon nach kurzer Zeit den Glauben an die Rechtmäßigkeit dieses Unternehmens, eine Erfahrung, die seine politische Einstellung während seines ganzen Lebens prägen sollte. 1916 wurde er bei Langemarck in Belgien verwundet wurde, damit war der Krieg für ihn vorbei.
1916 nahm er das Studium am Lehrerseminar in Ottweiler auf und legte die pädagogische Prüfung ab. Anschließend ging er an ein Seminar in Wetzlar und an die Kunstschule Düsseldorf. Aus dieser Zeit sind die frühesten Bildwerke von Schug bekannt. 1923 heiratete er Hilde Presser aus Ottweiler und baute mit ihr ein damals sehr außergewöhnliches Haus in Saarbrücken auf der Bellevue, geplant von dem von der Bauhausbewegung geprägten Architekten Otto Zollinger.
Nach seiner Ausbildung bekam Schug eine Stelle als Teilzeitlehrer an der Kunst- und Gewerbeschule in Saarbrücken, wo er die Klasse für freie und angewandte Kunst leitete. Ab 1928 unterrichtete er als Studienrat am reformierten Realgymnasium in Saarbrücken. 1935 wurde er wegen „antifaschistischer Betätigung in der Bildungsarbeit“ in den Ruhestand versetzt, 1939 aber erneut in den Schuldienst übernommen. In dieser Zeit entschied sich Jakob Schugs künstlerisches und berufliches Schicksal: Aus dem Künstler wurde ein Kunstpädagoge. 1931 wurde sein Buch „Aufbau des Zeichen- und Kunstunterrichts“ erstmals veröffentlicht, welches nach dem Zweiten Weltkrieg einen großen Einfluss auf die Ausbildung von Kunstlehrern haben sollte. Zu der Zeit der Erstauflage allerdings passte Schug und sein Buch mit seiner Vorliebe für die avantgardistische Malerei des Expressionismus und die neue Sachlichkeit nicht in die Erziehungsvorstellungen der herrschenden Ideologie. Das Lehrbuch wurde in den 50er Jahren auch in französischer Sprache veröffentlicht und erschien in einer englischen Ausgabe in Mt. Pleasent/Michigan, wo Schugs Jugendfreund aus Baumholder Dr. Oscar Oppenheimer als Professor lehrte und die Herausgabe initiierte.
Jakob Schug war ein großer Naturfreund und seiner Heimatstadt Baumholder während seines ganzen Lebens eng verbunden. 1923-1930 gab er zusammen mit dem Landrat des damaligen Restkreises St.Wendel/Baumholder den „Westrich-Kalender“ heraus, dessen Kalendarium er illustrierte.
1945 beantragte Schug eine Wiederverwendung im Schuldienst und wurde Studienrat für Kunsterziehung an der Oberrealschule Saarbrücken, heute Otto-Hahn-Gymnasium. 1956 erhielt er den Lehrauftrag für Kunsterziehung an der Evangelischen Pädagogischen Hochschule (Comenius-Hochschule) ebenfalls in Saarbrücken. Als Mitglied der Ankaufkommission hat er maßgebend zum Aufbau der bedeutenden Expressionistensammlung des Saarland-Museums beigetragen
Die gesundheitlichen Nachwirkungen der Kriegsverletzung waren in seinem Gesicht mit den ausgeprägten Falten um den Mund lebenslang erkennbar. Am 13. Mai 1960 starb Jakob Schug plötzlich in seinem Haus in Saarbrücken.
Jakob Schug hinterließ eine große Anzahl von Aquarellen, Zeichnungen und Ölgemälden vor allem von seiner Heimatstadt Baumholder, von Ottweiler und Saarbrücken, aber auch Stillleben, Blumenbilder, Porträts und Studien des täglichen Lebens und Eindrücke seiner vielen Reisen in den Süden Europas. Ein Teil seines künstlerischen Nachlasses wurde von seinen Erben als Dauerleihgabe an die Stadt Baumholder übergeben.
Die Bewertung des künstlerischen Werks von Jakob Schug ist entnommen aus:
Fred Baldes, Jakob Schug, Maler und Kunsterzieher, Versuch einer Annäherung,
Saarbrücken 2008, Seite 23 ff.
(…) Sicher wird man Schug nicht als Vertreter der damaligen künstlerischen Avantgarde bezeichnen können. Er war ein im positiven Sinne handwerklich außerordentlich kenntnisreicher, solider Maler und Grafiker, der ein ästhetisch anspruchsvolles Werk geschaffen hat, das auf einer konservativ-akademischen Grundlage fußt und das ohne den besonderen Anspruch künstlerischer Progressivität und tiefster geistiger Durchdringung dennoch anerkennenswert bleibt.
(…) Bis in die dreißiger Jahre hat seine künstlerische Entwicklung mit Anklängen an Expressionismus, Symbolismus und Neue Sachlichkeit einen interessanten Weg genommen. Das Ende der Lehrtätigkeit und die Veränderung des kulturellen Klimas unter dem Nationalsozialismus hat seinen künstlerischen Weg abrupt unterbrochen. Nur mit Mühe konnte er damals eine Anstellung finden, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Dieser Bruch hat ihn wohl so stark beeinflusst, dass er sein künstlerisches Potential nicht weiterentwickelt, sondern seine Lebensaufgabe im kunstpädagogischen Bereich gefunden hat. (…)
Autor:
Ingrid Schwerdtner
Medium:
Text
Veröffentlichungsdatum:
2017
In GWB seit:
28. Januar 2017
Tags:
Biografie, baumholder, personen